Ingenieur- und Deckoffizierschule

Blick von Nordost. Im Vordergrund das Wirtschaftsgebäude, entlang der Ostfriesenstraße (mit Schienen der Werftbahn) das nördliche Wohngebäude, dahinter Nordflügel des Schulgebäudes:

Ingenieur- und Deckoffizierschule Deckoffizier- und Ingenieurschule Wilhelmshaven
Ingenieur- und Deckoffizierschule Deckoffizier- und Ingenieurschule Wilhelmshaven

1875 entstand in Kiel eine Maschinisten- und Steuermannsschule mit Ingenieur-, Maschinisten- und Maschinistenmaatenklassen sowie Schiffer- und Steuermannsklassen. Mit Aufstellung des Torpedoingenieurskorps 1879 kamen dann noch Klassen für Torpeder, Torpedermechaniker- und Zahlmeisteraspiranten dazu, weshalb die Schule nun in Maschinisten-, Steuermanns- und Torpedoschule umbenannt wurde. Mit Bildung der Direktion des Bildungswesen der Marine 1885 wurde die Schule der neuen Direktion unterstellt und in Deckoffizierschule umbenannt. Im Laufe der Jahre gewannen die Ingenieurklassen immer mehr an Bedeutung und mit Kabinettsorder vom April 1901 wurde der Aufbau einer Ingenieurschule befohlen. Schon im Juli 1901 erging eine neue Kabinettsorder, mit der Wilhelmshaven als Standort der Ingenieurschule bestimmt und gleichzeitig die Verlegung der Deckoffizierschule nach Wilhelmshaven verfügt wurde. Offenbar erging schon lange genug vorher die Weisung zum Bau der entsprechenden Anlage in Wilhelmshaven; südlich der Ostfriesenstraße (heute Arsenal, im weiteren Verlauf Richtung Westen Hannoversche Straße) zwischen alter Werftstraße (südlicher Teil heute Arsenal, nördlicher Teil Rechternstraße) und Jachmannstraße in Pavillon-Bauweise ein großes Schulgebäude in U-Form, zwei Wohnblöcke, ein Wirtschaftsgebäude und eine Turnhalle.

Beiden Schulen stand eine gemeinsame Direktion vor, jedoch bildete sich das im Namen der Schule jahrelang nicht ab, sie hieß zunächst weiterhin nur Deckoffizierschule. Erst im Januar 1909 änderte sich der Name in Ingenieur- und Deckoffizierschule. Der stetig wachsende Bedarf an Technikern erforderte mittlerweile eine zweite Schule, sie nahm im Oktober 1913 in Kiel ihren Unterricht auf. Zur Unterscheidung der beiden Schulen erhielten sie jeweils den Namen des Standortes als Namenszusatz, die Wilhelmshavener Einrichtung hieß nun offiziell Ingenieur- und Deckoffizierschule Wilhelmshaven.

Mit Kriegsausbruch 1914 stellten zunächst beide Schulen den Lehrbetrieb ein. Während die Schule in Kiel im Frühjahr 1915 den Lehrbetrieb wieder aufnahm, wurde in der Wilhelmshavener Schule bis zum Kriegsende das "Festungslazarett Deckoffizierschule Wilhelmshaven" eingerichtet.

 

Rückseite einer als Feldpost verschickte Ansichtskarte mit Feldpoststempel "Festungslazarett Deckoffizierschule"
Rückseite einer als Feldpost verschickte Ansichtskarte mit Feldpoststempel "Festungslazarett Deckoffizierschule"

Die nach dem 1. Weltkrieg stark dezimierte Reichsmarine übernahm zwar Deckoffiziere, ohne jedoch in den kommenden Jahren den Personalbestand aufzustocken bzw. aus dem Dienst ausgeschiedene Deckoffiziere zu ersetzen; dementsprechend gab es für diese Laufbahn auch keine Ausbildung mehr. Die Ingenieure wiederum wurden fortan ausschließlich in Kiel ausgebildet. Der ursprüngliche Zweck der Schule war somit also hinfällig.

Über die Nutzung der Gebäude in den ersten Jahren nach dem Krieg gibt es (bisher) keine Informationen. Denkbar ist -  analog zu einigen Kasernen in Wilhelmshaven-Rüstringen - eine Nutzung als Not- bzw. Übergangsunterkunft u.a. für Kriegsheimkehrer

1923 wird für alle Teilstreitkräfte der Aufbau von Fachschulen für a) Verwaltung und Wirtschaft und b) Gewerbe und Technik angeordnet. Dementsprechend entstanden in Wilhelmshaven und Kiel Marinefachschulen für jeweils beide Fachrichtungen. In Wilhelmshaven bezogen die beiden Schulen die Gebäude der ehemaligen Ingenieur- und Deckoffizierschule. Auf diesen von Oberfachschuldirektoren geleiteten Schulen sollten Mannschaften und Unteroffiziere auf einen zivilen Beruf nach dem aktiven Dienst vorbereitet werden. Sie waren durch Erlaß des Reichsministers des Innern im Juli 1924 als höhere Fachschule anerkannt.

Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wurden die Gebäude abgerissen. Heute vollständig Gelände des Marinearsenals. Nach neuesten Plänen soll an der Stelle ein neues Trockendock entstehen.

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