03.01.
Im Laufe des heutigen Tages fand die Einkleidung der für Kamerun bestimmten Kompanie Marineinfanterie statt. Zu derselben haben sich fast lauter Freiwillige gemeldet. Die Besatzung soll in Kamerun auf dem Dampfer wohnen bleiben und von demselben aus auch verpflegt werden, soweit nicht eine Ausschiffung eines Teils oder der ganzen Kompanie erfolgt.
04.01.
Der Lotsendampfer "Mellum" versuchte auf Signal hin das Feuerschiff "Geniusbank" wegen starken Eisgan-ges in den Hafen zu bringen. Es arbeitete sich mit viel Mühe durch das feste Eis, konnte jedoch dasselbe schließlich nicht durchbrechen und mußte 200 Meter von der Nordmole entfernt liegen bleiben. Mit Hülfe des Werftdampfers "Kraft" wurden die Schiffe abends eingebracht.
05.01.
Das Detachement Marine-Infanterie nach Kamerun ist heute mittels Extrazug nach Hamburg in Marsch gesetzt, woselbst die Einschiffung auf den Dampfer "Admiral" erfolgt. Das Inseegehen von Wilhelmshaven oder Cuxhaven hat sich der Eisverhältnisse wegen als undurchführbar erwiesen.
16.01.
Zum Besten der Marinestiftung "Frauengabe" findet in der "Burg Hohenzollern" ein größeres Konzert statt. Dasselbe wird ausgeführt von hiesigen Dilettanten (Damen wie Herren), sowie von den beiden hiesigen Militär-Musikchören. Das Programm ist bereits als Inserat veröffentlicht und jeder Musikfreund und Musikkenner wird daraus ersehen haben, daß in demselben etwas geboten wird. Wir sind überzeugt, daß der Erfolg - insbesondere der finanzielle - ein recht bedeutender sein wird.
18.01.
Die vom Gemeinderat beschlossene Erbauung einer Laufbrücke über den Ems-Jade-Kanal wird in diesem Jahr ausgeführt werden. Die Werft, welche bisher jährlich 230 Mark als Beihilfe zu der Fähre über den Kanal leistete, wird diese Summe auch nach Fertigstellung der Brücke weiter zahlen.
26.01.
Der morgige Allerhöchste Geburtstag wird seitens der Garnison in ähnlicher Weise festlich begangen werden wie bisher. Vormittags findet in der Elisabethkirche ein Militär-Gottesdienst statt und das Stationsgebäude wird von 5 bis 8 Uhr abends illuminiert.
28.01.
Zur Ablösung gelangen auf den auswärtigen Stationen unserer Marine in diesem Jahr folgende Schiffs-
besatzungen: Auf den westafrikanischen Stationen die ganze Besatzung des Kreuzers "Sperber", des Kanonenbootes "Hyäne", der Hulk "Cyklop" und Gouvernementdampfers "Nachtigal", im Ganzen 223 Offiziere und Mannschaften, ferner auch die aus 65 Köpfen bestehende halbe Mannschaft des von Ostafrika nach Australien bestimmten Vermessungsschiffes "Möwe". Weitere Besatzungen der Schiffe in Ostasien, Südamerika und im Mittelmeer kommen ebenfalls zur Ablösung.
31.01.
Die 2. Matrosen-Artillerie-Abteilung feierte den Geburtstag des Kaisers in der "Burg Hohenzollern" in bekannter Weise. Seit Jahren hat die Abteilung gezeigt, daß es versteht, dieses Festrecht würdig zu begehen und dasselbe angenehm unterhaltend zu gestalten. Auch dieser Abend bewies, daß Geschicklichkeit und Kraft, gepaart mit Humor hervorragende Eigenschaften bei dieser Truppe sind.
04.02.
Das im Herbst vorigen Jahres mit dem Ablösetransport nach Kamerun gesandte Vermessungsdetachement wird seine Aufgabe bis Mitte Mai erledigt haben und alsdann mit einem Dampfer der Woermann-Linie hierher zurückkehren.
15.02.
Das Wach- und Maschineschulschiff "Prinzeß Wilhelm" hat am 10. des Monats einen neuen Kursus Heizerrekruten der 2. Werft-Division eingeschifft erhalten und ist heute morgen zu einer Übungsfahrt in See gegangen. Das Schiff wird am 18. des Monats zurückkehren, um während der Kaisertage hier anwesend zu sein. Während der Abwesenheit der SMS "Prinzeß Wilhelm" hat SMS "Beowulf" die Flagge des Stationschefs gehißt.
16.02.
Das Programm für das 25jährige Jubiläum SMS "König Wilhelm" ist zusammengestellt worden, zu dem Seine Majestät der Kaiser vormittags mittels Sonderzuges eintrifft.
18.02.
Seine Majestät hat dem hiesigen Offizierskasino sein in Oel gemaltes Bild zum Geschenk huldvoll überwiesen.
20.02.
Um 11 Uhr 30 Minuten traf seine Majestät der Kaiser in Begleitung Sr. K. Hoheit Prinz Heinrich nebst Gefolge mittels Hofzug zur Vereidigung der 2. Matrosen- und 2. Werftdivision hier ein. Auf dem Bahnhof fand der Empfang seitens der Admirale statt. Der Kaiser wurde von der am Bahnhof wie von den an den Straßen versammelten Menschenmenge mit brausenden Hochrufen begrüßt. Am Abend gedenkt Seine Majestät an dem an Bord SMS "König Wilhelm" stattfindenden Festessen teilzunehmen.
22.02.
Die aus Kiel hier eingetroffene Bestätigung des grauenhaften Unglücks am 16. Februar, welches sich an Bord der SMS "Brandenburg" infolge einer Explosion des Hauptspeiserohres der Maschine bei einer Probefahrt ereignete, hat die gesamte Bevölkerung unserer Stadt in Aufregung versetzt. Da sich unter den Verunglückten auch Söhne unserer Stadt, sowie einige früher hier wohnhafte Militärs bzw. Beamte befinden, gab sich sofort die allgemeine Teilnahme für die Angehörigen kund. 39 Personen wurden sofort getötet und 9 schwer verletzt. Von den letzteren sind inzwischen noch 2 ihren Verletzungen erlegen.
11.03.
Die Sammlungen für die bedürftigen Hinterbliebenen der auf SMS "Brandenburg" Verunglückten haben hierselbst bis jetzt 1747,35 Mk. eingebracht - ein Beleg für das Mitgefühl und den Wohltätigkeitssinn unserer Einwohnerschaft.
13.03.
Das morgen Abend in "Burg Hohenzollern" stattfindende dritte Sinfoniekonzert des Musikkorps des 2. Seebataillons bietet wiederum etwas Besonderes, indem es Herrn Rothe gelungen ist, die als Mozartsängerin bedeutende Königliche Kammersängerin Frau Koch-Bossenberger vom Hoftheater Hannover zu gewinnen. Die Klavierpartien hat Herr Kapellmeister Freund übernommen. Das Programm enthält als Novitäten die Frithjof-Sinfonie und die große Fantasie aus der Oper "I Medici" von Leoncavallo.
20.03.
Aus der Gemeinderatssitzung der Gemeinde Bant vom 19. d.M. heben wir folgende Beschlüsse hervor: Die Gemeindevertretung hat den Bau einer Laufbrücke über den Ems-Jade-Kanal im Einverständnis mit der Marine-Verwaltung zu Wilhelmshaven beschlossen. Nachdem das Reichsmarineamt seine Zustimmung gegeben hat, soll mit dem Bau bald begonnen werden.
22.05.
Nach Mitteilung der Kaiserl. Werft wird die Proviant- und Kohlenbrücke vor den Proviant- und Kohlenmagazinen am Hafenkanal umgebaut und mit dem Abbruch (am westlichen Ende anfangend) begonnen. Der Abbruch findet stückweise, dem Neubau entsprechend statt, so daß nur etwa 30 Mtr. Brückenlänge der zeitweiligen Benutzung entzogen werden.
05.06.
Nachdem bekannt geworden ist, daß die Marineverwaltung jetzt nicht mehr abgeneigt ist, den Haus-besitzern von Neubremen Anschluß an die marinefiskalische Wasserleitung zu gewähren, ist auch in Tonndeich die Wasserfrage wieder in Fluß gebracht. Die Hausbesitzer wollen über die Angelegenheit zu unternehmenden Schritte beraten.
12.07.
In nächster Zeit steht ein lebhafter Verkehr im Kriegshafen zu erwarten, welcher auf die geschäftlichen Verhältnisse unserer Stadt hoffentlich eine günstige Wirkung ausüben wird. Zu Ende des Monats wird nämlich das Manövergeschwader hier erwartet, desgleichen Anfang August die Kaiseryacht "Hohenzollern". Auch die zur Herbstmanöverflotte kommandierten Schiffe treffen ebenfalls in der ersten Hälfte nächsten Monats hier ein.
13.07.
Hierher gelangen zuverlässige Mitteilungen, zufolge während bevorstehenden Kaiserbesuches auch S.K.H. der Erbherzog von Oldenburg hier eintreffen, um sich seiner Stellung à la suite dem hiesigen 2. Seebatail-lons beim Kaiser zu melden. Für den Besuch des Kaisers und des Erbgroßherzogs werden schon jetzt fest-liche Vorbereitungen getroffen. Unter anderen verlautet, daß ein aus Mannschaften des Bataillons gebildeter Massenchor von mehreren 100 Mann Gesänge zum Vortrag bringen wird.
20.07.
Zur Gründung eines Marine-Vereins für Wilhelmshaven und Umgebung hatten sich zahlreiche Interessenten in dem kleinen Saal des Hotels "Burg Hohenzollern" eingefunden. Von dem Einberufer wurde der Versamm-lung die Tendenzen des zu gründenden Vereins bekannt gegeben. Mitglieder können alle diejenigen werden, welche bei irgendeinem Truppenteil der Kaiserlichen Marine gedient haben und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind.
10.08.
Die Verwendung von Brieftauben bei der Marine hat in diesem Jahr eine beträchtliche Erweiterung erfahren. Bei der letzten Nordlandreise der "Hohenzollern" sind verschiedene Versuche mit Brieftauben gemacht worden. So wurde unter anderem der Befehl des Kaisers an das hiesige Stationskommando zur Bereitstellung eines Hofzuges vor dem Einlaufen der "Hohenzollern" von hoher See aus durch eine Brieftaube übermittelt, derart, daß die Ausführung ohne weiteres stattfand.
30.08.
Das für die Wintermonate in Dienst gehaltene Manövergeschwader wird vom 1. Oktober ab eine anderweitige Zusammensetzung erhalten. Den beiden ständigen Panzerdivisionen wurden die neuen 10000 Tons-Schlschtschiffe "Brandenburg", "Weißenburg", "Wörth" und "Kurfürst Friedrich Wilhelm" beigegeben. Das Manövergeschwader des kommenden Jahres wird das stärkste sein, das nun von der Flotte überhaupt zusammengezogen werden kann.
31.08.
Auf das am Montag in "Burg Hohenzollern" stattfindende Konzert der Opernsängerin Frl. Katharina Rösing unter Mitwirkung des 2. Seebataillons und des Kapellmeisters Herrn Freund, verfehlen wir nicht das kunstsinnige Publikum in Wilhelmshaven noch besonders aufmerksam zu machen. Obwohl das Konzert von der Beamten-Vereinigung arrangiert ist, haben auch Nichtmitglieder zu demselben zu den im Inserat der heutigen Nummer festgesetzten Eintrittspreisen Zutritt.
02.09.
Heidmühle war der Schauplatz interessanter Manöver. 8 Uhr morgens traf nämlich das Seebataillon per Extrazug hier ein, um Felddienstübungen in Gegenwart des Inspekteurs der Marine-Infanterie abzuhalten. Zunächst galt es, das von einer Kompanie verteidigte, in Feldhausen bei Heidmühle gelegene Marine-Wasserwerk anzugreifen. Dann ging es manövrierend wieder nach Heidmühle zurück, wo abgekocht wurde. Bis 10 Uhr abends wurde sodann wieder manövriert und um 10.30 Uhr per Bahn die Rückkehr nach Wilhelmshaven angetreten.
14.09.
Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr hier eingetroffen und von einer zahlreichen Menschenmenge jubelnd begrüßt worden. Der Monarch begab sich sofort an Bord der "Hohenzollern" welche um 10 Uhr den Hafen verließ und sich zu der Flotte begab, die das Kaiserschiff mit gewaltigem Donner der Kanonen begrüßte. Die Parade verlief in glänzender Weise. Die ganze Flotte war in doppelter Reihe aufgestellt. Auf den weiß gestrichenen Schiffen enterten die Mannschaften. Auf den übrigen Kriegsfahrzeugen standen die Truppen in Paradeaufstellung mit der Front nach vorn.
25.09.
Der Kaiser hat bestimmt, daß den zur Übung eingezogen gewesenen Mannschaften SMS "Hildebrand" ein Buch zum Geschenk gemacht wird, welches von dem Kaiserlichen Botschafter in Wien, Grafen Philipp zu Eulenburg, verfaßt ist und die Bedeutung des Schiffnamens zum Gegenstand hat.
05.10.
Wie unsere Leser aus den gestrigen Kirchlichen Nachrichten schon ersehen haben werden, wird in diesen Tagen bei der evangel. Militärgemeinde eine von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigte, vom evangelischen Oberkirchenrat in die Wege geleitete, vom Oberkommando der Marine befohlene Hauskollekte zur Linderung der dringendsten Notstände in der evangelischen Landeskirche zur Einsammlung gelangen.
Nachdem in diesem Frühjahr erfreuliche Aussicht vorhanden war, daß die Wünsche auf Anschluß an die marinefiskalische Wasserleitung für den Ort Neubremen bald verwirklicht werden würden, steht man jetzt wieder auf dem früheren Standpunkt: man kann hoffen.
16.12.
Wie es im Winter des vorigen Jahres seitens der Marineverwaltung mit bestem Erfolg durchgeführt wurde, so sollen auch in diesjährigen Winter von den Küstenbezirksämtern tägliche Berichte über die Eisverhält-nisse an den deutschen Küsten bekannt gemacht werden. Außer für die Kriegsmarine ist diese Einrichtung ganz besonders wertvoll auch für die Handelsmarine und Küstenfischerei.
24.12.
In den Kasernen wird das Fest wie gewöhnlich gefeiert werden. Jede Kompanie schmückt einen Tannen-baum aus, welcher abends im Kerzenglanz strahlt, wobei warmes Essen und Getränke verabreicht werden. Auch in den Kasinos werden Tannenbäume angezündet und ein Festessen veranstaltet.
Den Arbeitern der Kaiserlichen Werft ist bekannt gegeben, daß auch in diesem Jahre wieder am 24. Dezember ohne Mittagspause durchgearbeitet bis 2.10 Uhr nachmittags wird. Der Mittagsarbeiterzug wird ebenso wie der abends um 7 Uhr abgehende Jeversche Arbeiterzug nicht gefahren. Dagegen wird um 2.45 Uhr ein Arbeiterzug abgelassen. Ein Lohnabzug wird den Arbeitern für die Verkürzung der Arbeitszeit nicht gemacht.