26.02.
Mitte April beginnt auf den Schulschiffen "Großherzogin Elisabeth" und "Großherzog Friedrich August" je ein Ausbildungskurs für Köche, zu dem je 6-8 Kochschüler eingeschifft werden. Die
Ausbildung erfolgt kostenlos, eine Pension für Unterbringung, Verpflegung, Kochunterricht und Krankenbehandlung an Bord wird nicht geforsert. Die Kochlehrlinge haben nur für die Kleidung, die aus
der Kleiderkammer des Schiffes geliefert wird, 110 Mark selbst zu zahlen.
01.03.
Der neue Oberwerftdirektor, Kapitän zur See Kraft, ist aus Berlin hier eingetroffen und bis zur Übernahme der Dienstgeschäfte zur Information zur hiesigen Kaiserlichen Werft getreten.
14.03.
Das Linienschiff "Schlesien" ist gestern von einer Auslandsausbildungsreise zurückkehrend in den hiesigen Hafen eingelaufen.
15.03.
Nach fünfzehnjähriger Abwesenheit im Ausland ist jetzt der Kleine Kreuzer "Seeadler" zurückgekehrt in die heimischen Gewässer. Da war es eigentlich verwunderlich, daß heute mittag so wenig Angehörige bei der 1. Hafeneinfahrt erschienen waren. Der "Seeadler" ist ununterbrochen im Auslandsdienst unterwegs gewesen, zunächst 6 Jahre in Ostasien und dann 9 Jahre in den ostafrikanischen Gewässern.
17.03.
Das Kanonenboot "Kondor" ist gestern nach fast elfjährigem Auslandsaufenthalt in Wilhelmshaven eingetroffen. Das Schiff lief durch die 3. Einfahrt in den hiesigen Hafen ein, begrüßt von Abordnungen der Marineteile und den Besatzungen der im Hafen liegenden Schiffe.
19.03.
Leo Erichsen, der bekannte Experimentalpsychologe, wird heute und morgen im Werftspeisehaus über "Gedächtnislehre und Willensbildung" sprechen. Die Vorträge sind für Arbeiter und Angestellte der Werft und der übrigen Marinebehörden bestimmt. Der Beginn ist 8 Uhr und der Eintritt frei.
22.03.
Die Mannschaft der Divisionsschule der 2. Werft-Division trat Sonnabend nachmittag die Faustballmannschaft des Marine-Turn-Vereins "Jahn" hierselbst zum Wiederholungsspiel entgegen. Während im ersten Spiel die "Jahn"-Mannschaft Sieger blieb, konnte die Divisionsmannschaft diesmal den Gegner mit 84:77 Punkten schlagen.
07.04.
Privatpakete an die Besatzung der in der Südsee stationierten Kriegsschiffe "Cormoran" und "Planet" können zu den bekannten Versendungsbedingungen kostenfrei verschickt werden, wenn sie mit der Post bei der Speditionsfirma Matthias Rohde und Co in Hamburg eintreffen. Für die Verpackungs- und Ladegebühr sind 30 Pfennig bei der annehmenden Post zu entrichten.
22.04.
Den Zuschlag für die Ausführung der Linoleumarbeiten für den Neubau eines Krankenblocks mit 73 Betten beim Marine-Lazarett in Wilhelmshaven wurde der Firma Gebrüder Popken in der Gökerstraße 26 erteilt. Zur Verwendung kommen ca. 1200 Quadratmeter einfarbiges, braunes Delmenhorster Anker-Linoleum.
06.06.
Der Großherzog von Oldenburg wird in den nächsten Tagen hier eintreffen, um den Großlinienschiff "Oldenburg" einen Besuch abzustatten. Er hat im vorherigen Hochsommer das Linienschiff, das damals ebenfalls im Hafen lag, schon einmal besichtigt.
21.06.
Zum Chef der Nordseestation Wilhelmshaven ist sicherem Vernehmen nach der Direktor des allgemeinen Marinedepartements im Reichsmarineamt, Vizeadmiral von Krosigk, bestimmt.
05.08.
Die Mobilmachung ist im vollen Gange. Was Waffen tragen kann, eilt zu den Fahnen, um das Vaterland zu schützen. Groß aber werden die Opfer, wird die Zahl der geschlagenen Wunden und der Kranken sein. Ehrenpflicht und der Zurückbleibende ist es, sie nach Kräften zu unterstützen. Satzungsgemäß haben der Landesverein vom Roten Kreuz und der Vaterländische Frauenverein sich vereinigt, um gemeinsam die Pflege der Verwundeten und Kranken zu übernehmen.
04.08.
Seine Majestät der Kaiser hat das Reichsgebiet in Kriegszustand erklärt. Für diese Maßregel sind lediglich Gründe der raschen und gleichmäßigen Durchführung der Mobilmachung maßgebend und nicht etwa die Besorgnis, daß die Bevölkerung die vaterländische Haltung werde missen lassen. Die Schnelligkeit und Sicherheit unseres Aufmarsches erfordert einheitliche und zielbewußte Leitung der gesamten vollziehenden Gewalt.
Die Intendantur macht bekannt, daß die Einwohnerschaft betr. Wasserversorgung der Stadt ganz beruhigt sein kann. Es ist genügend Wasser vorhanden. Die vorhandenen Zisternen sollen nur auf ihre Brauchbarkeit geprüft und eventuell instandgesetzt werden.
06.08.
Unser geliebtes Vaterland geht schweren Zeiten entgegen. Die waffenfähigen Mannschaft wird ins Feld müssen und verdirbt der Landwirtschaft aus Mangel an Händen die Ernte. Laßt uns hier helfen und genossene Gastfreundschaft vergelten.
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Gestern fand hier die Kriegstrauung seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert von Preußen mit ihrer Durchlaucht der Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meinigen statt.
11.08.
Arbeiter der Marineverwaltung, die während der Dauer der gegenwärtigen Mobilmachung zu den Fahnen gerufen sind, wird, sofern sie verheiratet oder Ernährer von Familienangehörigen sind, bis zur Dauer von 8 Wochen zwei Drittel des Lohnes weiter gewährt. Die Zahlung wird an die Ehefrau bzw. die hierzu bevollmächtigten Familienangehörigen geleistet.
12.08.
Jeder, der außerhalb der Stadtgrenzen zu tun hat, tut gut, wenn er sich bei der Polizei in Wilhelmshaven oder beim Amt in Rüstringen eine Ausweiskarte ausstellen läßt. Die Posten an den verschiedenen Stellen lassen keinen durch, der sich nicht genügend ausweisen kann und es erspart sich viel Unannehmlichkeiten, wer eine Ausweiskarte besitzt.
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Die Innehaltung des Verbotes, Alkohol an Truppen zu verabreichen, wird zur genauen Befolgung in Erinnerung gebracht. Die Bahnhofsgastwirte sind wiederholt auf das Verbot hinzuweisen; die Durchführung ist zu kontrollieren.
15.08.
Amtlich wird mitgeteilt: Um eine Gefährdung der eigenen Flieger durch Beschießen zu verhindern, sind die deutschen Flugzeuge an der oberen und unteren Seite jeder Tragfläche sowie zu beiden Seiten des Seitensteuers mit einem schwarzen Kreuz in Form des Eisernen Kreuzes versehen. Die Flugzeige werden sich tunlichst so niedrig halten, daß die Kennzeichnung von unten erkannt werden kann. Aber auch, wenn diese Kennzeichnung fehlt, darf von Privatpersonen auf keinen Fall auf Flugzeuge geschossen werden.
02.09.
Die Invalidenversicherung gewinnt zur jetzigen Kriegszeit eine erhöhte Bedeutung. Man kann deshalb nur dringend empfehlen, daß alle, die dem Vaterland jetzt ihre Dienste widmen müssen, ihre Invalidenkarte in Ordnung bringen. Für Leute, die schon ausgerückt sind, sollten sich die nächsten Angehörige darum kümmern.
06.09.
Unsere Küstenwerke und Kriegsschiffe werden in der nächsten Zeit des öfteren Geschützschießübungen abhalten. Wir weisen darauf hin, damit keine Beunruhigung Platz greift, wenn der Donner der Geschütze hier gehört werden sollte.
08.09.
Um den an Land beurlaubten Mannschaften der Marine ein Plätzchen zum gemütlichen Verweilen zu schaffen, richtete der Kirchenvorstand im Komfirmantensaale an der Wallstraße eine "Marine-Lesehalle" ein, die täglich von 6 - 10 Uhr geöffnet ist. Es werden daselbst Zeitungen und Journale usw. ausgelegt; auch wird für Schreibmaterial gesorgt.
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Für die Depot-Trupps werden Personen gesucht, die der französischen Schrift und Sprache mächtig und als Bürokräfte für die Etappendienste geeignet sind. Sie müssen unbescholten, militärfrei und landsturmpflichtig sein.
09.09.
In der Zeit von 3 bis 5 Uhr nachmittags ist aus einem Geschäft an der Roonstraße eine eiserne Geldkassette gestohlen worden. Die Kasse enthielt 200 Mark bares Geld. Als Täter kommt eine Marineperson in Frage, welche sich mit der Kasse nach dem Kanal entfernte. Es ist anzunehmen, daß er die Kassette an versteckter Stelle erbrochen (sic!), ihres Inhalts beraubt und sie dann in den Kanal geworfen hat.
12.09.
Das Passieren der kleinen Drehbrücke und der KW-Brücke ist nur Militärpersonen, Werftarbeitern und geschäftlich nötigen Zivilpersonen gestattet. Den Posten ist es verboten, Angehörige ohne Bescheinigung passieren zu lassen.
13.09.
Beim Öffnen der Briefbeutel mit Feldpostsendungen werden in großer Zahl lose Gegenstände gefunden, die den Feldpostbriefen entfallen sind. Es handelt sich hauptsächlich um Süßigkeiten, Zigarren und Zigaretten. Die verwendeten Briefumschläge und Pappkästen sind nicht haltbar genug oder nur mit schwachen Metall-schließer versehen. Es ist dringend erforderlich, daß zum Verpacken der Gegenstände nur gut verschürte Pappkästen verwendet werden.
10.10.
In englischer Gefangenschaft befinden sich auch zwei Rüstringer, die zu der Besatzung des Minenlegers "Königin Luise" gehörten. Sie waren in der Verlustliste als vermißt aufgeführt. Es sind die Obermaschinistenmaate Rackebrand und Schier. Beide sind mit 37 anderen Leidensgenossen in einem Barackenlager bei Tempelmoore in Irland. Vor zwei Tagen gelangte Nachricht von ihnen hierher.
28.10.
Händlern und Agenten des Festungsbereiches wird der Ankauf irgendwelcher Dienstbekleidungsstücke der Mannschaften der Marine und des Heeres, ob alt oder neu, ganz oder zerteilt, vom Festungskommandanten untersagt.
03.11.
Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der Arbeiterausschuß beschlossen hat, für jeden verheirateten Kriegsteilnehmer der Werft (Arbeiter) und für jeden, der als Versorger Angehöriger anerkannt ist, 10 Mark aus dem von den Arbeitern gesammelten Geldern in einem Sparkassenbuch anzulegen. Die Gesamtsumme wird 3 Monate nach Friedensschluß auf diejenigen der oben genannten Personen verteilt, die im Felde gefallen sind. Zahlungen erfolgt dann an die Frau bzw. an die unterstützten Familienmitglieder.
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Die Festungskommandantur gibt bekannt: Für Wilhelmshaven und Rüstringen ist ab dem 1. November die Polizeistunde in den Gast- und Schankwirtschaften auf 11 Uhr, in den Stehbierhallen und Lokalen mit weiblicher Bedienung auf 9 Uhr festgesetzt worden. Bisherige Verlängerungen treten damit außer Kraft.
04.11.
Die Nähfrauen des Bekleidungsamtes haben bei den Lohnzahlungen am 26. und 29. des Monats zusammen für das Deutsche Rote Kreuz und für die Notleidenden Ostpreußens als freiwillige Gaben zusammen 1549,65 Mark beigesteuert. Dazu kommen 50,84 Mark aus dem Inhalt der zum Einwurf freiwilliger Gaben aufgestellten Sammelbüchse. Der Gesamtbetrag von 1600,49 Mark ist bereits der Sammlung der "Wilhelmshavener Zeitung" zugeführt worden. Möchte das schöne Beispiel der doch wahrlich nicht auf Rosen gebetteten Nähfrauen in recht vielen Herzen Widerhall finden.
06.11.
Der heutige Tag steht unter dem Eindruck des schweren Verlustes, den unsere Kriegsmarine durch den Untergang des großen Kreuzers "York" erlitten hat. Der Nebel, der alte, haßerfüllte Feind allen Menschenwerks, das auf dem Meere schwimmt, hat ihm den Tod gebracht, indem er ihn auf die Unglücksmine stoßen ließ.
07.11.
Die Kontrolle der Fremden in der Festung Wilhelmshaven (Stadt Wilhelmshaven und Rüstringen) ist insofern verschärft worden, als nur noch solche Personen den Bahnhof passieren dürfen, die nicht nur einen wichtigen Reisegrund haben, sondern außerdem nach eingeholter Auskunft der heimatlichen Ortspolizeibehörde spionageunverdächtig und reichsdeutsch sind. Es empfiehlt sich, vor Antritt der Reise eine Passierschein schriftlich zu beantragen, da sonst Festhaltung bis zur Erledigung der telegraphischen Ermittlung notwendig wird.
08.11.
Von militärischer Seite ist Klage darüber geführt worden, daß in der deutschen Provinz deutsche Flieger wiederholt durch Schüsse und Steinwürfe gefährdet worden sind. Vor solchen Ausschreitungen wird gewarnt. Wer sich einer solchen unbesonnenen Handlungsweise schuldig macht, ist strafbar.
19.12.
Wegen des großen Sieges über die Russen durch Hindenburg fiel heute der Schulunterricht in sämtlichen Schulen aus.